Kevinismus-Namen: Was ist das denn, bitte?

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Meine Schwangerschaft liegt nun schon fast 4 Jahre zurück und trotzdem ist mir ein Thema so sehr im Kopf haften geblieben, dass ich hier einen Beitrag darüber schreiben möchte. Namen haben immerhin auch sehr viel mit Sprache zu tun. Damals, als ich den Namen meines Kindes schon vor der Geburt verriet, fiel der Satz: Bitte? Das tust du dem armen Kind an, womit hat es denn einen solchen Kevinismus-Namen verdient? Ich muss heute noch schlucken, ehrlich gesagt. In den Büchern von Elke Montanari habe ich dazu nichts gefunden, aber wenn die jemals einen Vortrag zu diesem Thema hält, bin ich die Erste, die eine Karte kauft. Hier möchte ich mal selbst ein wenig über Kevinismus auslassen.


Namen sind nur Schall und Rauch? Scheinbar nicht!

Wenn man ein wenig im Internet wegen Babynamen nachforscht, stößt man immer wieder auf das heiß diskutierte Thema Kevinismus. Ganz gendergerecht gibt es dazu ja auch die weibliche Version, den Chantalismus. Nun gut, ich muss da echt oft schmunzeln, da bin ich ehrlich. Wir wissen ja alle, dass die Kinder von gebildeten Menschen der sogenannten Oberschicht immer Julius, Constantin Katharina oder Viktoria heißen. Menschen mit dem gewissen Rechtsdrall nennen ihren Nachwuchs Freyja oder Odin, die mit dem Linksdrall wählen Ronja und Levi. Und natürlich ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Kevin sowieso eine Diagnose ist, und zwar keine gute. Niemals wird ein Kevin ein Abitur besitzen. Niemals wird er sich ordentlich artikulieren können, still sitzen, Bitte oder Danke sagen. Nein, nein, völlig ausgeschlossen. Um den Gegenbeweis anzutreten, müssten für jeden Kevin mit Baumschulabschluss 20 Kevins mit Abi oder gar Doktortitel kommen, um die Verknüpfung aus den elterlichen Hirnen zu löschen. Was muss das schlimm sein für die Eltern, die damals nach dem Film "Kevin allein zu Haus" und dem "Kevin allein in New York" sich nichts Böses dachten und einfach nur den cleveren kleinen Jungen so unglaublich süß fanden. Fakt ist, Kevinismus ist verpönt.


Immer schön auf die Autoscheiben gucken!

Auf den Autos stehen sie geschrieben, diese Namensverkettungen, die ungefähr so lang sind wie ein Mega-Stau. Ein richtiger Kevinismus- oder Chantalismus-Name muss so sein. Er muss aus mindestens drei einzelnen Namen bestehen, dabei darf niemals der Bindestrich fehlen. Wer mit einem solchen Namen bedacht wurde, soll nicht in die Verlegenheit kommen, einen Teil davon zu verschweigen. Unter den einzelnen Namensgliedern darf sich kein "normaler" Name befinden, und wenn doch, muss er als kreativer Name getarnt sein. Ein paar Ypsilons, am besten in Verbindung mit einem normalen (pfui!) i, kommt immer gut an. Jeder stänkert gegen Kevinismus-Namen, so mein Eindruck beim Lesen. Die vielen Autos, das müssen dann wohl Gäste aus fernen Ländern sein. Und auch die Namen in den Geburtsanzeigen und Babygalerien im Wochenkurier. Wahrscheinlich einfach nur Druckfehler, denn niemand zieht sich ja wohl den "Schakkeline-Lorneza, mach dat Mäh ma Ei" an.


Sind es die Schwangerschafts-Hormone?

Manche Mütter bereuen ihre Namenswahl für das Kind nach ein paar Monaten, aber die wenigsten würden das zugeben. Ist das Kind aber einmal auf der Welt und der Name verkündet, sagt kaum jemand etwas dagegen. Das wäre schließlich unhöflich. Höflich dagegen war wohl der nette Hinweis, auch Juan sei ein Kevinismus-Name. Ich bin aber sicher, ich hätte ihn auch Jörg nennen können und es wäre egal, weil Geschmack eben einfach Geschmackssache ist und bleibt.

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